"Vater-Tochter-Zeit" oder wie war das...?
Sonntag, 07.09.
Womit hatte meine Tochter doch gleich noch locken wollen?
"Papa, wie wäre es denn wenn wir mal ein wenig Vater-Tochter-Zeit an Bord verbringen?" ... um in den nächsten kleingedruckten Nebensätzen zu erwähnen, dass die Idee doch schön wäre mit der Familie ihres Freundes mal eine Runde zu Segeln, also eigentlich nicht direkt von Wismar aus sondern von der weißen Wiek weil sie doch gerade in Boltenhagen Urlaub machen und das würde doch so gut passen...
Nun ja, die betreffende Woche war mit Wind immer so irgendwas um vier bis fünf Beaufort aus nördlicher Richtung gesegnet was für die knappen 10 Seemeilen direkter Kurs nur für die ANFAHRT zur weißen Wiek schon mal mit ordentlich Arbeit versehen gewesen wäre und dann auch für "kurze Runde" mit der Familie vielleicht nicht gerade "Sonntagssegeln" gewesen wäre was dann unter Umständen nicht gerade einer entspannten Atmosphäre ob des Segelsports gesorgt hätte....
Also verlegte ich das Ganze dann eben doch auf das Wochenende bei Wind bis 10 Knoten - wurden natürlich mehr aber dazu später mehr - und nochmal netten Temperaturen um 25 Grad.
Und dann wurde es letztlich auch nicht die ganze Familie sondern ein Teil der Familie - also meine Tochter, ihr Freund, deren Bruder sowie ein weiterer Kumpel aus der Clique - was denn dann auch die "Vater-Tochter-Zeit" ein wenig "umdefinierte" - aber sei's drum... ;-)
Nach kurzer Einführung nach der Ankunft der Truppe in Wismar - mit kurzem Umweg über den Wohnsitz meines Mitarbeiters Hans um dort einen Schreibtisch nebst Stuhl abzuliefern deren nicht wirklich förderliche Aufbewahrung in unserer Scheune damit ein sinnvolles Ende gesetzt wurde - wurde die Liquid Asset klar zum Auslaufen gemacht und los ging es nordwärts bei zunächst einmal schwachem Wind aus Süd sprich raumschots.
Neben der Erkenntnis dass Segeln doch ein wenig mehr Aufwand bedeutet als Motorbootfahren wurden auch die Temperaturen aufgrund des Kurses raumschots und dem damit nur sehr wenig zu merkenden Wind so hoch, dass die Idee eines Badestopps unter Anker mehr und mehr Formen annahm und letztlich kurz vor Timmendorf / Poel auch umgesetzt wurde.
Die Crew baute dann auch gleich beide SUPs mehr oder wenig fachmännisch auf um anschließend auf ihnen in Zweier-Besatzung den Strand zu erkunden - mit der Erkenntnis dass hier wohl FKK geläufig sei und der Rückkehr zur Liquid Asset um dem Badespass vor Ort noch ein wenig zu fröhnen.
Aufgrund der fortgeschrittenen Uhrzeit sowie der Idee vielleicht noch ein Eis im Il Bacetto zu erhaschen beenden wir gegen 15:30 Uhr den Badespass und machten uns - nun mehr oder weniger gegenan - auf den Weg zurück Richtung Wismar.
Der Wind hatte ein wenig weiter auf SSW gedreht womit wir nach dem ersten Schlag in die gegenüberliegende Bucht hinein um Höhe zu gewinnen tatsächlich mit einem langen Schlag zurück bis nach Wismar kamen. Der Wind hatte allerdings deutlich aufgefrischt und kurz hinter Walfisch bekamen wir stellenweise Böen mit bis zu 20 Knoten ab und die Frage der Crew bereits auf dem Hinweg - "Können wir auch so schräg segeln wie der da?" mit dem Hinweis auf ein uns auf der Hinfahrt entgegenkommendes Boot hoch am Wind mit deutlicher Schräglage - konnte mit einem sehr deutlichen JA beantwortet werden da wir unter Genua und vollem Groß für diese Verhältnisse deutlich zu viel Tuch im Wind hatten.
Mit dem gewohnten Aussteuern der Drücker und gelegentlichem Öffnen der Großschot ließ sich das alles allerdings gut meistern und tat letztlich der Begeisterung der Crew keinen Abbruch.
Im Hafen in Wismar angekommen drehten wir schließlich unter Maschine in Richtung Wasserwanderrastplatz in den betreffenden Arm des Hafens von Wismar um bei der Ankunft dort jedoch feststellen zu müssen, dass dieser wegen Sanierungsarbeiten komplett gesperrt war. Also die Crew kurzerhand an der Kaimauer an Land übergeben mit der Aufgabe das Eis zu holen und anschließend zurückzukommen, damit ich hier nicht ewig Kringel drehen müsse.
Gesagt getan und nur unterbrochen von einem kurzen Gespräch mit einem etwas älteren Pärchen Land, das der Meinung war uns die ganze Zeit filmen zu müssen - was letztlich mit besagtem Gespräch ohne Stress gelöst werden konnte - kam die Crew schließlich mit Eis beladen zurück und wir konnten unter Maschine zurück gen Heimathafen laufen.
Kurz vor dem Yachtclub Wismar gab es dann noch einmal kurze Aufregung wegen eines aufgelaufenen Segelbootes das aber bereits Hilfe durch andere Vereinskameraden erhielt.
Letztlich waren wir dann gegen 19:00 Uhr zurück in der angestammten Box und begannen das Boot zu Klarieren.
Währenddessen fiel mir auf, dass mein Vater mit der Taheha mit schlagender Genua irgendwie "komisch" ein Stück nördlich der Seebrücke in Richtung Strand trieb, was dann doch ein wenig Sorgen machte und in mir die Frage aufkommen liess, vielleicht doch nochmal die Maschine anzuwerfen um ggf. Hilfe leisten zu können.
Aber auch hier erwies sich ein Vereinskamerad mit seinem deutlich stärker motorisierten Motorboot als Hilfe und schleppte nach einigem hin- und her die Taheha in den Hafen und schließlich unter den Kran. Im Gespräch anschließend kam heraus, dass der aufgrund der defekten Hauptmaschine eingesetzte Außenborder ebenfalls seine Mitwirkung eingestellt hatte und sich die Rollanlage ebenfalls geweigert hatte, die Genua voll einzurollen was bei dem beschriebenen Wind durchaus zu eher unangenehmen Situationen führen kann.
Letztlich schien der Außenborder sich im Hafen wieder zu fangen und so schickte ich meine vollständige Crew noch einmal auf die Taheha zur Unterstützung bei der "Überführung" der Taheha zurück in ihre angestammte Box.
Aber wie immer steckt der Teufel im Detail und der Außenborder versagte erneut relativ schnell den Dienst und so verholten wir letztlich unter Einsatz diverser Vereinsmitglieder auf dem Steg sowie der Crew an Bord der Taheha das gute Stück in eine Box an Steg 2.
Und so endete der Tag für meine Crew schließlich doch später als gedacht aber wie ich glaube doch mit einer Menge an Eindrücken was Segeln und letztlich auch Kameradschaft bedeuten.